Eine Weile hatte sie nun an diesem Brunnen gesessen, ihren Blick immer wieder schweifen lassen und sich stets die gleiche Frage nach den Volturi gestellt. Schließlich war es keine Option einfach eine Suchanzeige auszuhängen wie die Menschen es taten wenn zum Beispiel ihr Kind oder Haustier verschwunden war. Gerüchten zufolge verließen die Volturi nur selten ihren 'Wohnsitz' und jene die ihn betraten sprachen danach entweder nicht darüber oder konnten es schlichtweg nicht mehr verraten. Es war zum verzweifeln.
Ein weiterer Blick über den Marktplatz verriet ihr, dass keine Menschen mehr in den Straßen unterwegs waren und so nahm sie die Sonnenbrille schließlich ab. Kurz blinzelte sie, nahm einen tiefen Atemzug der kühlen Nachtluft in sich auf und wendete sich dann ihrem Hund zu. Schmunzelnd hob sie ihn aus dem Brunnen und wickelte ihn zum trocknen in ein Handtuch ein, welches sie zuvor aus ihrer mitgebrachten Handtasche gezogen hatte. „Na, hat dir das Spaß gemacht?“ Er bellte ein fröhliches ~Ja!~ und sie kicherte. „Habe ich mir fast gedacht, Dragon.“ Ihr kleiner und treuster Begleiter durch jede Lebenslage gähnte erschöpft durch seine Kämpferei gegen das teuflische Wasser. „Am besten suchen wir erst mal ein Hotel für uns. Dann kannst du im Bett schlafen während ich mich weiter in der Gegend umsehe.“ Ohne ihren Yorkie war sie schneller und sicherer unterwegs. Sie wusste, er mochte ihre Vampir - Geschwindigkeit nicht. Und so wurden aus Worten schließlich Taten.
Zu Beginn suchten sie ein Hotel, sie fuhr den Wagen auf deren Parkplatz und bekam sogar Hilfe beim Ausladen ihrer Koffer und dem Transport dieser auf ihr Zimmer. Natürlich hätte sie es auch ohne die Hilfe des Menschen geschafft doch wirkte sie wohl auf diesen wie eine einsame und schwache Frau. Ihr kam das nur zu gute denn so konnte sie ihren, mittlerweile schlafenden, Dragon sicher in den Armen halten. Nach der Ankunft in ihrem Zimmer auf Zeit, wie lange diese Zeit auch immer sein mochte, legte sie ihren Hund auf eines der beiden Kopfkissen des Doppelbettes und deckte ihn sogar ein wenig zu nachdem sie ihn vom Halsband befreit hatte. Ein kurzer Blick noch und sie war sich sicher, dass er gänzlich im Land der Träume versunken war. Das war ihre Gelegenheit, bevor sie erneut zum Marktplatz zurückkehren würde, unter die Dusche zu springen und sich frisch zu machen. Nachdem sie sich in neue Kleidung gehüllt hatte, verließ sie mit leisen Schritten das Hotelzimmer und kehrte zum Ausgangspunkt zurück.
Der Marktplatz, mittlerweile ganz in der Dunkelheit der Nacht versunken, versuchte diese mit einigen schwach leuchtenden Laternen zu vertreiben. Erfolglos. Für sie war das ein Glück denn die Nacht hatte ihr schon zu ihrer Zeit als Mensch immer am besten gefallen. Früher hatte sie oft mit ihrer Mutter draußen gesessen und die Sterne betrachtet. Mutter sagte jedes Mal den gleichen Satz: 'Dein Vater ist nun auch einer dieser Sterne. Wenn du hinauf zum Nachthimmel schaust und den hellsten Stern am Firmament entdeckst, dann kannst du dir sicher sein das dein Vater dir stets den Weg leiten wird.' Sich daran erinnert schaute sie auch jetzt hinauf zum Nachthimmel bis sie den hellsten Stern entdeckte. „Vater...“ murmelte sie und eine gewisse Trauer schwang in ihrem Wort mit. „Ich werde nicht aufgeben. Niemals. Du hast mein Wort.“ Ein schweres, wenn auch unnötiges, Schlucken und sie nahm ihren Blick hinab von den Sternen. Ein weiteres Mal, bevor sie weiterziehen wollte, blickte sie über den Marktplatz. Auf der anderen Seite eben dieses bemerkte sie eine Gestalt. Spärlich verhüllt in einen schwarzen, bodenlangen Mantel. Während sie selbst einfach nur zu dieser Person hinüber schaute, setzte diese sich nun in Bewegung und steuerte direkt auf sie zu.