Zarte orangenfarbene Lichtsprenkel fielen auf das helle polierte Parkett. Die Sonne, ein gerade feuerroter Ball am Himmel, stieg langsam auf. Die ersten Vögel begannen ihr Lied zu zwitschern. Etwas was die feinen Ohren der Vampire mühelos durch die dicken Scheiben der Fenster erhören konnten. Der Tag hielt Einzug in Volterra. Alec lief an das Fenster und öffnete dieses mit seiner schmalen bleichen Hand. So früh, wie er damals verwandelt worden war, war er nicht so muskulös wie einer der erwachsenen Vampire geworden. Dennoch war er recht ansehnlich, eine kleine flüchtige Tatsache, die den Gardisten ungefähr so viel bedeutete wie wenn ein Grashalm eine Kuh an der Fessel traf. Sobald das Fenster geöffnet worden war, strömte die kalte süßliche Luft in das Schlossinnere hinein. Ein Mensch wäre wohl nun stehen geblieben am Fenster um der Schönheit des Sonnenaufganges die die Stadt der Etrusker heimsuchte zu huldigen. Alec selbst hatte dafür nicht einmal einen flüchtigen Blick übrig. Zu oft, zu lange, hatte der Volturi mit dem dunklen Mantel dieses Naturschauspiel erblickt. Dazu kam das Alec und Jane sich nicht sonderlich groß für derartige Dinge interessierten. Das Gedächtnis eines Vampires tat sein übriges. Es war für immer unauslöschlich in diesem eingespeichert. Jederzeit verfügbar, sollte Alec diese banale Information brauchen.
Je länger er still verharrte, desto mehr feine Stimmen drangen vom Marktplatz in das Innere des Schlosses hinein. Ein leichter Geruch nach frischem Brot wehte direkt in sein bleiches fein geschnittenes Gesicht. Angeekelt verengten sich seine Augen um einen Millimeter. Menschliche Düfte und Gerüche galten für ihn, den hoch angesehenen Gardisten, nicht mehr als begehrlich. Hätte er als Mensch gewusst, wie manche Lebensmittel wirklich rochen, so wäre er wohl freiwillig verhungert. Nun genug der üblen Gedanken.
Drei Schritte entfernte sich Alec von dem Fenster. Es würde offen bleiben können in den frühen Morgenstunden. Das Zimmer lag hoch oben und abgelegen, sodass man es erst gegen Mittag schließen müsste. Normalerweise hätten dies auch niedere Wachen gemacht, wenn es nicht sein Gemach gewesen wäre. In dieses ließ er keinen bis auf die Meister und Jane hinein. Ausnahmen machte er keine.
Die dicken Mauern welche das Reich der Volturis abgrenzte lag immer noch im Schatten, weder die Sonne noch Geräusche die den Anbruch des Tages mitteilten vermochten es hindurch zu dringen. Selbst Heidi war schon unterwegs um einige Touristen welche ihnen allen als Mahlzeit dienten in die alte prachtvolle Gemäuer zu locken. Eine geeignete Uhrzeit den selbst Alec schien langsam doch einen kleinen Snack zu gebrauchen. Zwei Wochen waren vergangen und seine Augen schon schwärzlich angehaucht. Kein gutes Zeichen für einen Volturi. Ganz besonders nicht für Alec. Er musste stets im vollen Ausmaß seiner Kräfte sein und dies ging nur wenn er satt war und seine Augen burgunderrot.
Seine Schritte hallten durch den Gang. Seine Mimik spiegelte nichts wieder, keine Gefühlsregung war darin zu erkennen. Nachdem er zum Vampir geworden war verbrachte er jeden Augenblick seines unsterblichen Lebens hier im Schloss. Kein Gedanke, kein Wunsch war seitdem in ihm aufgekommen weg zu wollen. Sein Platz war hier und nirgendwo anders. Mal davon abgesehen von der Tatsache das der Gardist zusammen mit seiner geliebten Schwester auf Missionen geschickt wurde. Seine Schwester und er war die Speerspitze der Wache. Und wohl auch der Grund warum die Volturis immer mächtiger geworden waren. Mit ihren Gaben bildeten sie das perfekte Aushängeschild für Aro. Jeder zitterte vor Ehrfurcht bei dem Namen des Volturi Clans was sicherlich nicht wenig an den Gaben der Zwillingen lag. Doch nicht nur ihren Feinden war der Name Alec und Jane ein Begriff, auch in der Garde selbst wurden sie mit Respekt behandelt ganz im Sinne von Alec natürlich. Wer liebte es nicht, wobei er sich meist zurück hielt, seine Schwester war es wohl eher welche die Macht die ihnen durch Aro zu Teil wurde nutzte. Er liebte seine Schwester es war als würde sie ein unsichtbares Band verbinden genau das war auch der Grund warum sie nur selten getrennte Wege gingen. Meist waren sie zusammen und nur für sehr kurze Zeit getrennt und auch nur wenn es die Situation unbedingt verlangte. Etwas was nicht viele verstanden. Die meisten Vampire neigten im allgemeinen dazu etwas zu unterschätzen. Die Unsterblichkeit tat nicht allen so gut wie Alec und Jane.
Niedere Wachen machten ihm die Tür zum Thronsaal auf. Mit lautlosen Schritten lief er in die Mitte des Saales, verbeugte sich respektvoll und sagte mit Ehrfurcht."Sie haben mich rufen lassen , Meister Aro.",sein Lebensretter, was er nie vergessen würde, saß regungslos auf seinem Thron.
Sein wachsamer Blick, seine Augen welche die satte Farbe von Rot besaßen, ging einmal über alle Gesichter in den Reihen. Jede einzelne Wache kannte er. Die meisten waren für Alec allerdings entweder nur Abschaum, Kanonenfutter oder aber wertlose Informanten die man jederzeit eintauschen konnte, besonders die Außenposten waren von diesem Denken betroffen. Nur eine kleine Handvoll erachtete Alec als würdig genug damit er diesen einen Blick der länger als drei Sekunden betrug zukommen ließ. Mit noch weniger redete er mehr als einige Befehle, wenn es nicht vonnöten war.
Majestätisch trat er an seinen Platz, nahm Haltung an und erwartete mit hoch erhobenem Kopf, klarem Blick und festem Willen seinen Meistern zu dienen weitere Befehle.